Wegweiser sind keine Wetterfahnen

Prozessbegleitung im Sinne einer Prozessoptimierung ist eine meiner komplexesten Tätigkeiten. Prozesse laufen in Unternehmen ständig ab, dabei sind nicht Arbeits- und Fertigungsprozesse gemeint, sondern Veränderungen im Unternehmen, wie das Implementieren neuer Strategien, Teambildungen und beliebige Abläufe, die von oben nach unten nicht nur verstanden, sondern zielorientiert umgesetzt werden sollen.

Dabei geht es nicht um Fach- oder Sachwissen, sondern um ein verbindendes Element zwischen allen Ebenen, mit einem kompletten Sachstand und klarem Ziel.

Der Weg und das Ziel sind vorgegeben, nur soll keiner aus der Reihe tanzen. Stolpersteine müssen aus dem Weg geräumt und eine für alle verständliche Wegbeschreibung muss erstellt werden. Alle Instrumente aller meiner Tätigkeiten kommen hier zum Einsatz.

• Machen Sie sich dabei nur Freunde in den Unternehmen?
  

  Nein, leider nicht. Besonders die Vorgesetzten oder Manager in Leitfunktionen sind eher skeptisch, denn sie sind schließlich die kompetentesten Entscheider in ihren Bereichen. Aber es geht ja nicht um ihre Kernkompetenz auf fachlicher Ebene, sondern um Unternehmensprozesse, die eben nicht alltäglich sind und kreative wie dynamische Unterstützung benötigen.

• Sind Sie dabei so eine Art Moderator?
  

  Ja, wenn Sie wollen, so könnte man das bezeichnen. Doch es ist mehr als nur moderierend durch einen bunten Abend führen. Ein Prozess hat zwar viele „Programmpunkte", die es zu verbinden gilt, aber da reicht nicht immer nur eine nette Moderation, da muss auch mal Tacheles geredet werden. Das tun Moderatoren in der Regel sehr selten.

• Kommen Sie mit einem leeren Flipchart und hinterlassen ein volles?
  

  Nein, schon in der Vorbereitung einer Prozessbegleitung kenne ich aus Vorgesprächen und direkten Aufgabenstellungen viele Details der zu erwartenden Probleme. Hier muss ich natürlich Lösungen anbieten können und einen Plan haben. Ein Blindflug im Nebel ist ja genau das durch die Prozessbegleitung/Prozessoptimierung zu vermeidende Vorgehen.

• Sie beraten also nicht nur?
  

  Nein. Darum nenne ich persönlich es ja auch Prozessbegleitung und nicht Prozessberatung. An der Seite der Vorgesetzten auf Zeit angesiedelt, handle ich im Unternehmen. Auch wenn ich natürlich nicht die Entscheiderebene bin, so muss ich sie dennoch gegenüber den Mitarbeitern vertreten. Da wird man schnell mal zum Schatten des Vorgesetzten, der auch ohne diesen agiert. Das geschieht allerdings immer in enger Abstimmung mit der Unternehmensleitung bzw. zuständigen Managementebene. Ich darf mich auch mal unbeliebt machen, denn ich gehe ja nach getaner Arbeit wieder.

• Sind Sie dann so eine Art Boss auf Zeit?
  

  Nein, auch wenn sich das für manchen Mitarbeiter so anfühlt. Ich bin eher die gute Fee, die von draußen hereinschwebt und mit ihrem Zauberstab die Dinge ordnet, verschiebt und befestigt. Oberste Priorität hat, dass ich den roten Faden, der sich durch den Prozess zieht, nie aus dem Auge verliere.